Di., 08.07.2025 , 10:45 Uhr

Bayern: Bereits 14 Greifvögel im ersten Halbjahr 2025 durch verbotenes Gift getötet

Naturschützer des Verbandes LBV schlagen Alarm: In diesem Jahr sind im Freistaat schon mehr als ein Dutzend Greifvögel vergiftet worden. Wie kann das geschehen - und was steckt dahinter?

Die Zahl getöteter Greifvögel durch Giftköder ist in Bayern im ersten Halbjahr 2025 bereits höher als im gesamten Vorjahr. Nach Angaben des Landesbunds für Vogel- und Naturschutz (LBV) wurden bis Anfang Juli 14 vergiftete Greifvögel nachgewiesen – 2024 waren es insgesamt 13. In vier aktuellen Fällen steht das Ergebnis der toxikologischen Untersuchung noch aus. Auch zwei Giftköderfälle wurden dokumentiert.

Verbotenes Nervengift Carbofuran im Einsatz

In fast allen nachgewiesenen Fällen handelt es sich laut LBV um das Nervengift Carbofuran, das in der EU verboten ist. Es wurde früher als Insektizid verwendet und ist hochgiftig. Die Köder wurden von Unbekannten ausgelegt. Besonders oft betroffen ist der Mäusebussard, der häufigste Greifvogel in Deutschland. Auch der Rotmilan, für dessen Schutz Deutschland eine besondere Verantwortung trägt, ist gefährdet – er frisst ebenfalls Aas und ist daher anfällig für Giftköder.

Zahlreiche Großvögel zur Untersuchung eingesandt

Nach Angaben des Bayerischen Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) wurden 2025 bislang 67 tote Großvögel untersucht. Bei 26 von ihnen wurde eine toxikologische Untersuchung eingeleitet. Zu den betroffenen Arten zählen unter anderem Falken, Geier, Uhus, Eulen und Störche. Die Auswertung der Giftproben erfolgt jedoch nicht direkt beim LGL.

Täter weiterhin unbekannt

Verurteilungen wegen illegaler Tötung von Greifvögeln gibt es laut LBV in Bayern bisher nicht. Zwar konnten in wenigen Fällen Verdächtige ermittelt werden, doch wegen mangelnder Beweise wurden die Verfahren eingestellt. Die Aufklärung bleibt schwierig.

Jäger und Taubenzüchter im Verdacht

Als mögliche Tätergruppen nennt der LBV zwei Kreise: Zum einen einzelne Jäger, die Greifvögel als Konkurrenz bei der Jagd auf Hasen oder Fasane empfinden. Zum anderen einige Tauben- oder Geflügelzüchter, die ihre Tiere durch Greifvögel bedroht sehen. Besonders perfide: Teilweise würden „Kamikazetauben“ eingesetzt – mit Gift bestrichene lebende Tauben, die gezielt als Köder für Habichte oder Wanderfalken verwendet werden.

Die Mehrheit von Jägern und Züchtern distanziert sich klar von solchen Methoden.

Rattengift wird zur indirekten Gefahr

Ein weiterer Gefahrenfaktor ist Rattengift. Immer wieder werden Greifvögel entdeckt, die vermutlich durch die Jagd auf vergiftete Mäuse oder Ratten zu Tode kamen. Dabei sei oft unklar, ob diese Vergiftungen beabsichtigt oder unbeabsichtigt geschahen.

Regionale Schwerpunkte der Fälle

Auffällig ist die regionale Häufung solcher Vorfälle. In den vergangenen Jahren lag ein Schwerpunkt in Niederbayern, besonders rund um Straubing und Deggendorf. 2025 bereitet der Landkreis Neustadt a.d. Aisch-Bad Windsheim Sorgen: Dort wurden bereits zwei Mäusebussarde mit Carbofuran vergiftet. Weitere Hotspots sind die Landkreise Regensburg und Pfaffenhofen a.d. Ilm.

dpa / MF

Foto: Symbolbild

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