Obwohl der einzelne Erwerbstätige im Schnitt weniger Stunden geleistet hat, wurde insgesamt mehr gearbeitet. Gründe dafür sind unter anderem mehr Arbeitstage im Kalenderjahr und der Anstieg der Teilzeitbeschäftigung.
Wie das Landesamt für Statistik mitteilt, ist das Arbeitsvolumen in Bayern im Jahr 2024 um 0,4 Prozent gestiegen. Damit setzt sich der Freistaat vom Bundestrend ab: Deutschlandweit ging das Arbeitsvolumen leicht um 0,1 Prozent zurück. Der bisherige Höchstwert aus dem Jahr 2019 mit 10,6 Milliarden Stunden wurde allerdings noch nicht wieder erreicht.
Ein Grund für den Anstieg dürfte laut Landesamt sein, dass es im Jahr 2024 zwei reguläre Arbeitstage mehr gab als im Vorjahr. Außerdem wächst die Zahl der Erwerbstätigen – insbesondere durch den Anstieg bei den Teilzeitstellen.
Trotz des höheren Gesamtvolumens sank die durchschnittliche Arbeitszeit pro Kopf leicht. Im Jahr 2024 arbeiteten Erwerbstätige in Bayern im Schnitt 1.329 Stunden – eine Stunde weniger als im Vorjahr. Zum Vergleich: Im Jahr 2008 waren es noch 1.453 Stunden. Damals lag der Anteil der Teilzeitarbeit deutlich niedriger.
Aktuell werden rund 18 Prozent der Arbeitsstunden in Teilzeit geleistet – fünf Prozentpunkte mehr als 2008. Besonders auffällig ist dabei der Unterschied zwischen den Geschlechtern: Während 1,7 Millionen Frauen in Teilzeit arbeiten, sind es bei den Männern 458.000. Frauen arbeiten dabei im Schnitt 20,5 Stunden pro Woche, Männer 19 Stunden.
Der Vorsitzende des DGB Bayern, Bernhard Stiedl, hebt hervor, dass die Beschäftigten im Freistaat „Enormes leisten“. Viele würden Überstunden machen, die oft nicht vergütet werden. Forderungen nach noch mehr Arbeitszeit hält er für realitätsfern.
Laut Stiedl ist der Rückgang der durchschnittlichen Arbeitszeit kein Zeichen mangelnden Einsatzes, sondern Ausdruck struktureller Probleme – insbesondere beim Betreuungsangebot für Kinder. Er fordert den Freistaat auf, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern. Allein für Kinder unter drei Jahren fehlten in Bayern etwa 70.000 Betreuungsplätze.
dpa / MF