Do, 10.12.2015 , 11:21 Uhr

Bargeld-Affäre: Vatikan weißt Verwicklung Müllers zurück

Im Zuge der von Papst Franziskus eingeleiteten Kurienreform sind im Vatikan nach Angaben der «Bild»-Zeitung die Büros des mächtigen Kardinals Gerhard Ludwig Müller durchsucht worden. Dabei seien 20.000 Euro Bargeld beschlagnahmt worden, deren Herkunft nicht geklärt werden konnte, berichtete das Blatt am Mittwoch unter Berufung auf Vatikankreise. Jetzt ermittelten die Behörden des Kirchenstaats gegen den 67-jährigen Präfekten der Glaubenskongregation und früheren Bischof von Regensburg.

Vatikansprecher Federico Lombardi wies allerdings eine Verwicklung Müllers zurück. Lombardi erklärte am Mittwoch, es seien vor einiger Zeit «einige Unregelmäßigkeiten» in der Verwaltung der Glaubenskongregation festgestellt worden. Schon vor sechs Monaten seien aber die nötigen Gegenmaßnahmen getroffen worden. «Die Vorgesetzten des Dikasteriums, insbesondere Kardinal Müller, der in dem Artikel unkorrekterweise erwähnt wird, sind von den Vorgängen in keiner Weise betroffen», erklärte Lombardi. Die Kongregation befolge jetzt «genauestens» die neuen Verwaltungsregeln, die in allen Vatikanbehörden gelten würden.

Damit spielte Lombardi anscheinend auf die von Papst Franziskus vorangetriebene Kurienreform an. Der argentinische Pontifex, der eine «Kirche der Armen» wünscht, war 2013 mit dem Anspruch angetreten, Korruption und Misswirtschaft in der Kurie ein Ende zu setzen. Dazu hatte er auch Kommissionen zur Überprüfung der Finanzen aller Dienststellen des Vatikans eingesetzt.

Laut «Bild»-Bericht weigerte sich Müller, Unterlagen auszuhändigen, die der päpstliche Generalbuchprüfer im Frühjahr angefordert hatte. Daraufhin seien die Fahnder zur Hausdurchsuchung angerückt. Das beschlagnahmte Geld stamme nach ihren Informationen aus Gebühren, die der Vatikan weltweit aus Bistümern für die Untersuchung von Fällen sexuellen Missbrauchs beziehe, schrieb «Bild». Es sei in einer Schublade entdeckt worden. Es bestehe der Verdacht, dass das Geld auch für private und dienstliche Anschaffungen des Kardinals verwendet worden sei.

Anfang November hatten die italienischen Journalisten Gianluigi Nuzzi und Emiliano Fittipaldi Bücher veröffentlicht, in denen sie der Kurie maßlose Geldverschwendung vorwerfen. «Im Herzen der Kirche klafft ein schwarzes Loch von Desinformation, Misswirtschaft, Verschleierung und Betrug», schreibt Nuzzi. Beide Autoren stützen sich auf vertrauliche Dokumente, die ihnen zugespielt wurden. Beim Vatikan heißt es, die Autoren beschrieben überwundene Probleme der Vergangenheit.

Die Journalisten stehen im Vatikan vor Gericht, die Justiz des Kirchenstaates wirft ihnen vor, die Dokumente unrechtmäßig an sich gebracht zu haben. Mit ihnen angeklagt sind drei mutmaßliche Informanten, die der Cosea-Kommission zur Überprüfung der Wirtschafts- und Verwaltungsstrukturen des Vatikans angehörten.

Franziskus hatte im Gespräch mit Journalisten auf dem Rückflug von seiner Afrika-Reise Ende November seinen Willen bekräftigt, der Korruption im Vatikan ein Ende zu setzen. «Für mich war das keine Überraschung, es hat mir nicht den Schlaf geraubt, denn sie haben die Arbeit sichtbar gemacht, die mit der Kardinalskommission C9 begonnen wurde, Korruption und Dinge, die nicht gehen, aufzuspüren», sagte er zu den jüngsten, als «Vatileaks 2» bekanntgewordenen Enthüllungen.

dpa

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