Do, 21.03.2024 , 08:10 Uhr

Auch in Regensburg: Warnstreik der Servicegesellschaften an Unikliniken am Mittwoch

An den bayerischen Unikliniken gab es am Mittwoch wieder einen Warnstreik. Diesmal legten Beschäftigte die Arbeit nieder, die sonst eher im Hintergrund stehen - aber dennoch unentbehrlich sind.

Nachtragsmeldung von Verdi

„Wir freuen uns über die breite Streikbeteiligung. Insgesamt nahmen rund 120 Streikende am heutigen Warnstreik teil und haben damit der Arbeitgeberseite deutlich die Unterstützung der Tarifforderung unterstrichen!“ zieht Alexander Gröbner (Geschäftsführer ver.di Bezirk Oberpfalz) Bilanz zum heutigen Warnstreiktag in Regensburg.

Der Warnstreik begann um 7 Uhr mit der Auftaktkundgebung am UKR, nach einem gemeinschaftlichen Sparziergang zur Alten Mälzerei fand in dieser die Abschlusskundgebung statt, in der die Beteiligten aus ihrem Arbeitsalltag aber auch von ihrer familiären Situation berichteten.

„Die Angestellten der Krankenhaus-Service GmbH (KDL) erledigen Reinigungs-, Transport, Gärtner, Schneeräum und Sicherheitsdienste im UKR. Die Beschäftigten wurden vor ca. 18 Jahren aus dem UKR in die KDL ausgegliedert um sie entsprechend geringer entlohnen zu müssen, es wurden gerade Beschäftigte in den unteren Lohngruppen in der Entlohnung noch bedeutend schlechter gestellt“ erklärt Streikleiter Heinz Neff (Gewerkschaftssekretär ver.di Bezirk Oberpfalz) den Hintergrund für die Auseinandersetzung.

 

Bezahlt werden die Beschäftigten der KDL nach dem allgemeinverbindlich erklärten Gebäudereinigertarifvertrag. Dieser bietet insgesamt deutlich schlechtere Konditionen als der Tarifvertrag der Länder, welcher für die Beschäftigten des UKR gilt. So haben länger Beschäftigte im Gegensatz zum TV-L keinen Gehaltsaufstieg nach einer gewissen Beschäftigungszeit. Das Urlaubsgeld ist niedriger, es existiert keine Jahressonderzahlung/Weihnachtsgeld.

 

„Und vor allem fehlt die Zusatzversorgungskasse/Betriebsrente, welche gerade für Beschäftigte in den unteren Lohngruppen so wichtig für den Schutz vor Altersarmut ist, da in der Regel kein Geld für eine private Vorsorge übrig bleibt“ so Neff weiter.

„In Zeiten des massiven Anstiegs der Lebenshaltungskosten ist es für die Beschäftigten der KDL nicht mehr hinnehmbar in der zweiten Klasse entlohnt zu werden. Sie arbeiten Hand in Hand mit den Beschäftigten des UKR, warum hier ein schlechteres Tarifwerk angelegt wird ist nicht begründbar!“ macht Gröbner deutlich.

Update 20.03. 08:10 Uhr

Verdi hat sich zu dem heutigen Streik geäußert.

„Ohne unsere Arbeit läuft nichts an den Universitätskliniken. Doch viele müssen nach ihrer anstrengenden Arbeit in der OP-Reinigung, der Spülküche, dem Hol- und Bringdienst oder dem Stationsservice noch Nebenjobs machen, um über die Runden zu kommen und ihre Familien zu ernähren. Besonders viele Frauen und Menschen mit Migrationshintergrund sind von diesen Niedriglöhnen betroffen. Anders als im Tarifvertrag der Länder wird unsere Berufserfahrung bei der Bezahlung nicht anerkannt. Wir sind keine Beschäftigten zweiter Klasse. Unsere Kolleg*innen sind bereit, sich für ihre Rechte stark zu machen“, erläuterte Nelli Nentschuk, ver.di-Vertrauensfrau und Betriebsratsvorsitzende der Krankenhaus-Dienstleistungs GmbH in Regensburg.

Verdie hätte bereits mehrfach die Geschäftsführung der Krankenhaus Dienstleistungsgesellschaft (KDL) zu Tarifverhandlungen aufgefordert, doch alle Termine seien von Arbeitgeberseite nicht wahrgenomen worden. Deshalb würden nun Warnstreiks erforderlich.

Im September 2023 gab es eine Petition der Beschäftigten, wodurch sie bereits damit auf die aktuelle Situation aufmerksam gemacht hätten. Dies sei auch in der Tarifrunde der Länderbeschäftigten und bei den Pausenaktionen zum internationalen Frauentag geschehen. Das Ziel sei eine Angleichung der Einkommensbedingungen an den Tarifvertrag der Länder.

 

„Die Arbeitgeberseite ist nun endlich am Zug“, kritisiert Heinz Neff, ver.di Fachsekretär. „Beschäftigte, die sowieso in den unteren Lohngruppen angesiedelt sind durch Ausgliederungen im Einkommen noch weiter nach unten zu drücken ist in Zeiten massiver Teuerungen in der Lebenshaltung und steigender Altersarmut nicht mehr zu vertreten, hier muss etwas passieren.“

 

Erstmeldung 19.03. 17:50 Uhr

An Bayerns Unikliniken droht erneut Ungemach durch einen Warnstreik: Nach den Ärztinnen und Ärzten legen nun auch Beschäftigte der Servicegesellschaften vorübergehend die Arbeit nieder. Sie stehen zwar nicht so im Fokus wie das medizinische Personal, doch ohne OP-Reinigung und Patiententransport geht dennoch wenig.

«Es wird zu Auswirkungen kommen, sodass verschiebbare Behandlungen verschoben werden müssen», kündigte Verdi-Fachsekretär Martin Schmalzbauer am Dienstag an.

Der Gewerkschaft zufolge arbeiten die rund 2000 Beschäftigten in den eigens gegründeten Servicegesellschaften unter sehr viel ungünstigeren Einkommens- und Arbeitsbedingungen als die Belegschaft im Mutterhaus.

«Es handelt sich um Dumping im öffentlichen Auftrag», kritisierte Verdi-Landesfachbereichsleiter Robert Hinke.

An diesem Mittwoch treten die Beschäftigten der Servicegesellschaften der Unikliniken Regensburg, Erlangen und Würzburg deshalb in einen 24-stündigen Warnstreik, wie er mitteilte. Verdi fordert von den jeweiligen Geschäftsführungen der Servicegesellschaften die Aufnahme von Tarifverhandlungen; Ziel sei die Angleichung an den Tarifvertrag der Länder.

Erst vergangene Woche hatten die Ärztinnen und Ärzte an Bayerns Unikliniken für eine bessere Bezahlung protestiert.

 

dpa / MB

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