«In 2030 wollen wir 80 Prozent des Stroms hier in Deutschland aus erneuerbaren Energien erzeugen», sagte Habeck laut einer Mitteilung vom Donnerstag. Die Energieversorgungssicherheit in Deutschland bleibe auch nach dem Abschalten der letzten drei Atomkraftwerke gewährleistet. Vor allem der massive Ausbau der erneuerbaren Energien sorge für Sicherheit.
Umweltministerin Lemke sagte, der Atomausstieg mache Deutschland sicherer, denn die Risiken der Atomkraft seien letztlich unbeherrschbar. «Mit dem Abschalten der letzten drei Atomkraftwerke brechen wir auf in ein neues Zeitalter der Energieerzeugung.»
Am Samstag sollen die drei verbliebenen Kernkraftwerke in Deutschland - Isar 2 in Bayern, Emsland in Niedersachsen und Neckarwestheim 2 in Baden-Württemberg - endgültig vom Netz gehen. Eigentlich sollte dies schon Ende vergangenen Jahres passieren. Wegen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine und der dadurch ausgelösten Energiekrise entschied die Ampel-Koalition nach einem Machtwort von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) im vergangenen Jahr jedoch, die drei Meiler über den Winter weiterlaufen zu lassen.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat sich angesichts der Energiekrise für eine längere Laufzeit der Kernkraftwerke in Deutschland ausgesprochen. Die letzten drei deutschen Atomkraftwerke sollten «bis Ende des Jahrzehnts» laufen, sagte er nach einem Besuch der Anlage Isar 2 in Essenbach im niederbayerischen Landkreis Landshut am Donnerstag. Das Abschalten zum jetzigen Zeitpunkt bezeichnete Söder als Fehler und als Sünde.
Die drei Meiler sollten weiterlaufen und es sollte überlegt werden, inwieweit weitere Kraftwerke reaktiviert werden könnten. «Bis die Krisen überwunden sind», sagte er, und: «Alles nutzen an Energie, was geht.» Im AKW Isar 2 habe es in 35 Betriebsjahren keinen Störfall gegeben, der Weiterbetrieb wäre rechtlich und sicherheitstechnisch möglich. Zugleich werde auch der Ausbau alternativer Energien wie Photovoltaik und Windenergie weitergehen. Außerdem strebt Söder eine verstärkte Forschung zur Kerntechnologie in Bayern an.
Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) und Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU) begleiteten Söder bei seinem Besuch in Isar 2. Das Abschalten der AKW sei eine «Hochrisikostrategie», sagte Blume.
Außerdem denke der bayerische Ministerpräsident über den Bau eines Reaktors zur Erforschung der Kernfusion in Bayern nach. Das sagte der CSU-Parteichef in einem Interview von «Focus Online». Die Chance, die sich nach einem Durchbruch von US-Forschern ergebe, dürfe nicht verspielt werden. «Daher wird Bayern in die Forschung zur neuen Kernfusion einsteigen», sagte Söder.
Der CSU-Chef sprach sich ferner für eine Fortführung der Kernenergie in Deutschland nach der Bundestagswahl 2025 aus, sollte die Union die Wahl gewinnen. Bisher hatte Söder lediglich eine Fortführung während der Dauer der Energiekrise für eine begrenzte Zeit von etwa zwei Jahren verlangt. «Für mich ist klar: Wenn die Union die nächste Bundestagswahl gewinnt, sollte es eine Verlängerung der Kernenergie geben», wird er bei «Focus Online» zitiert.
Die Union war es, die 2011 den Atomausstieg in Deutschland beschlossen hatte, Söder war damals eine der treibenden Kräfte. Die Zeit sei «jetzt eine andere», sagte Söder in dem Interview zu seinem Sinneswandel.
Der von PreussenElektra betriebene Meiler Isar 2 gehört neben dem AKW Emsland in Niedersachsen und Neckarwestheim 2 in Baden-Württemberg zu den letzten drei noch laufenden Atomkraftwerken in Deutschland. Zum 15. April werden die Anlagen wie gesetzlich vorgesehen abgeschaltet.
dpa/JM
Am kommenden Samstag, den 15. April, werden sie abgeschaltet. Die letzten drei Atomkraftwerke in Deutschland gehen vom Netz. Mit dem AKW Isar 2 steht eines der letzten laufenden Kraftwerke auch bei uns in Ostbayern. Eine Entscheidung, die für viel Diskussion sorgt. Was halten die Bürgerinnen und Bürger von Regensburg davon?
Auch in der Industrie wird das Abschalten der Atomkraftwerke kritisiert. Der Präsident der deutschen Industrie- und Handelskammer, Peter Adrian, hat bereits davor gewarnt, es könne zu Engpässen und einem Anstieg des Strompreises kommen. Dazu hat sich Dr. Jürgen Helmes von der IHK Oberpfalz/Kelheim geäußert.
Bei einer Pressekonferenz hat Grünen Bundestagsabgeordneter Stefan Schmidt einen Blick in die Zukunft geworfen, wie Deutschland, Bayern und Regensburg ohne deutschen Atomstrom funktionieren werden.