Mi, 24.05.2017 , 08:39 Uhr

Amberg: Aktionäre entscheiden im Machtkampf bei Grammer

Nach monatelangem Machtkampf beim bayerischen Autozulieferer Grammer müssen die Aktionäre am Mittwoch auf der Hauptversammlung in Amberg eine Entscheidung treffen. Die Investorenfamilie Hastor will fünf Aufsichtsräte abwählen und den Vorstand absetzen. Aktionärsschützer, Politik und die IG Metall stärken dagegen der Grammer-Führung den Rücken. Die Entscheidung wird in der gesamten Autoindustrie mit Spannung verfolgt.

Auch das Bundeswirtschaftsministerium hat sich mehrfach in den Machtkampf eingeschaltet. Am Dienstag sagte Staatssekretär Matthias Machnig (SPD): «Die künftige Entwicklung eines heute erfolgreichen Unternehmens darf nicht aufs Spiel gesetzt werden.»

Die Fronten sind verhärtet. Beide Seiten überschütten sich seit einem halben Jahr gegenseitig mit Vorwürfen; Anwälte der Hastor-Familie werfen Grammer-Chef Hartmut Müller Lüge und Untreue vor und drohen Vorstand und Aufsichtsrat mit Schadenersatzklagen. Auf der Hauptversammlung ist daher ein harter Schlagabtausch zu erwarten. Der Ausgang der Abstimmung wird von allen Beteiligten als völlig offen eingeschätzt.

Grammer beliefert den Volkswagen-Konzern, Mercedes, BMW und andere Konzerne mit Kopfstützen, Mittelkonsolen und Armlehnen. Die Hastor-Firmengruppe Prevent hatte aber im Streit mit VW plötzlich die Lieferung eingestellt und die Bänder in Wolfsburg und Emden tagelang stillgelegt. Nach dem Vorstoß der Hastors bei Grammer habe sich der Auftragseingang halbiert, sagte Vorstandschef Müller.

Die Hastors sind inzwischen größter Grammer-Aktionär mit 20 bis 25 Prozent der Anteile. Für den Aufsichtsrat haben sie drei Prevent-Manager als eigene Kandidaten vorgeschlagen. Damit hätten sie zwar noch nicht die Kontrolle im Aufsichtsrat. Wenn sie ihren Anteil auf 25,1 Prozent der Aktien aufstocken würden, hätten sie aber ein Vetorecht bei allen wichtigen Entscheidungen.

Auf der Hauptversammlung werden die Prevent-Manager und die Anwälte der Hastors erwartet, nicht die Investoren selbst. Der Ausgang der Abstimmung auf der Hauptversammlung bleibt spannend, weil in der Regel nur rund 45 Prozent der Aktien vertreten sind. Die Hastors werfen Müller zu niedrige Gewinne vor – Müller verweist dagegen auf die internationale Expansion und steigende Margen. Betriebsräte und IG Metall sorgen sich um die 12 000 Arbeitsplätze – davon 3000 in Deutschland – und verweisen auf die skeptische Reaktion der Kunden.

Foto: Archiv

dpa/MF

Zur Übersicht

Das könnte Dich auch interessieren

30.04.2024 Bayern: Zahl der Arbeitslosen sinkt saisonüblich im April Die Arbeitslosenzahlen für April sind saisonüblich gesunken. Einen Überblick der Zahlen für Ostbayern finden Sie auf dieser Seite. 25.04.2024 EU-Parlament stimmt schwächeren Umweltauflagen für Bauern zu Mehr als 100.000 Landwirte haben Anfang des Jahres europaweit gegen die europäische Agrarpolitik protestiert. Jetzt geht Brüssel einen Schritt auf die Landwirte zu. Das Europaparlament nickt abgeschwächte Umweltvorgaben ab. 28.03.2024 Bayern: Zahl der Arbeitslosen sinkt im März minimal Zu Beginn des Jahres 2024 ist die Arbeitslosigkeit in Bayern saisonbedingt angestiegen. 19.03.2024 Bayern verbietet Gendersprache in Schulen, Hochschulen und Behörden Im Dezember hat Ministerpräsident Söder erstmals Schritte gegen Gendersprache in Bayern angekündigt. Nun hat die Staatsregierung die entsprechende Verordnung geändert.