Mo, 29.06.2020 , 09:00 Uhr

Als erstes Bundesland: Bayern kündigt Corona-Test für alle an

Bayern will als erstes Bundesland Corona-Tests für jedermann einführen - unabhängig davon, ob er Symptome hat oder einem besonderen Risiko ausgesetzt ist. Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) kündigte am Sonntag eine "Corona-Testoffensive" an. Die Kosten dafür will der Freistaat übernehmen, wenn diese nicht von der Krankenkassen übernommen werden. 

 

«Allen Bürgerinnen und Bürgern Bayerns wird deshalb zeitnah angeboten, sich bei einem niedergelassenen Vertragsarzt auch ohne Symptome testen zu lassen.» - Melanie Huml, Gesundheitsministerin

 

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat die Strategie des Freistaats zur Abwehr des Coronavirus mit Tests für jedermann verteidigt. Es gebe im Kampf gegen das Virus keine Alternative, als zum einen zu testen und zum anderen Abstand zu halten, sagte Söder am Montag im ZDF-«Morgenmagazin». «Testen ist die Grundvoraussetzung für alles: um zu wissen, wer ist infiziert, um Infektionsketten zu ermitteln, diese dann auch letztlich zu verfolgen und brechen zu können.»

Bayern biete auch eine 24-Stunden-Garantie für alle, die Symptome zeigten, damit diese nicht lange auf ihr Testergebnis warten müssten, sagte der CSU-Chef. Darüber hinaus werde denen ein Angebot gemacht, die für sich einfach Sicherheit haben wollten. «Das wird nicht so sein, dass alle es sofort annehmen. Aber das ist ein Angebot für die Menschen, und ich glaube ein sehr, sehr gutes.» Sicherheit sei zudem «der wichtigste Konjunkturimpuls» zur Wiederbelebung der Wirtschaft, fügte Söder mit Blick auf die Abstimmung von Bundestag und Bundesrat über das Konjunkturpaket der Bundesregierung an diesem Montag hinzu.

Die bayerische Strategie steht nach Söders Darstellung auch nicht im Widerspruch zum Anspruch, fokussiert dort zu testen, wo Menschen besonders gefährdet sind. Es gebe Serientests in Alten- und Behindertenheimen, in Krankenhäusern und nach den Ferien auch in Schulen für Lehrer und Erzieher, erklärte er.

 

Bayern ist aber das erste Bundesland, das Tests für alle vorsieht. «Ein Eckpunkt unseres Bayerischen Testkonzepts ist, dass alle Personen, die auf eine Infektion auf SARS-CoV-2 getestet werden wollen, Gewissheit darüber erhalten sollen, ob sie sich infiziert haben», betonte Huml. Es sei «ein ergänzendes Angebot, das vollständig aus staatlichen Mitteln getragen wird», sagte ein Sprecher auf dpa-Anfrage. Den Ärzten steht es demnach aber frei, die Leistung anzubieten.

 

 

Umfrage: Corona-Tests für alle - eine gute Idee? 

Corona-Tests für alle - eine gute Idee?
 

Lage in Deutschland

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) reagierte zurückhaltend. «Umfangreiches Testen ist sinnvoll, insbesondere um regionale Ausbrüche schnell einzudämmen. Dazu haben wir das Testkonzept des Bundes bereits vor Wochen angepasst», sagte er am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Zusätzliche Testangebote durch die Länder könnten das ergänzen. «Allerdings ist ein Test immer nur eine Momentaufnahme. Er darf nicht in falscher Sicherheit wiegen.»

 

Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach fordert eine zielgenaue Strategie. Grundsätzlich sei das Vorgehen Bayerns richtig. «Allerdings müssen wir dafür sorgen, dass die richtigen Leute getestet und die Tests selbst billiger werden», sagte Lauterbach der Funke Mediengruppe. Im Herbst seien Massentests nötig. «Neue Studien deuten daraufhin, dass es stärker auf die Häufigkeit der Tests ankommt, in welchen Abständen ich Risikopersonen regelmäßig teste.»

Generell sind in Deutschland inzwischen Corona-Tests in vielen Fällen auch ohne akute Krankheitsanzeichen möglich - besonders in sensiblen Bereichen wie Kliniken, Pflegeheimen, Schulen und Kitas. Spahn hatte vor knapp drei Wochen eine Verordnung verkündet, die dafür eine Reihe zusätzlicher Testmöglichkeiten auf Kassenkosten festlegt. Bis dahin gab es Tests auf Kassenkosten in der Regel nur bei Infektionsverdacht - also wenn man Symptome wie Fieber, Husten, Halsschmerzen oder Geruchs- und Geschmacksstörungen hatte.

 

Reihentestungen in der Fleischindustrie

Nach dem Corona-Ausbruch in einem Tönnies-Fleischbetrieb im Kreis Gütersloh sehen die Behörden in Nordrhein-Westfalen bisher keine Anzeichen dafür, dass sich das Virus in größerem Umfang unter der übrigen Bevölkerung verbreitet hat. Die Fleischindustrie in Nordrhein-Westfalen muss künftig Beschäftigte auf eigene Kosten mindestens zwei Mal pro Woche testen lassen. Die neue Vorgabe gilt ab 1. Juli für Betriebe mit mehr als 100 Beschäftigten, wie das Landesministerium für Arbeit und Gesundheit mitteilte.

 

Auch in Bayern soll ein Schwerpunkt der Tests auf Schlachthöfen und Fleischverarbeitungsbetrieben liegen. In 33 weiteren ausgewählten Betrieben sollen die Mitarbeiter reihenweise getestet werden. Bei den ersten Reihentestungen bei 51 Schlachthöfen in Bayern waren laut Ministerium 110 Menschen positiv auf SARS-CoV-2 getestet worden.

 

 

dpa/MB

 

Aktuelle Nachrichten zur Corona-Krise

25.02.2024 Bayerische Förderinitiative zu Long- und Post-COVID liefert weitere wichtige Ergebnisse Bei den vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention geförderten Forschungsprojekten zu Long- und Post-COVID liegen nun weitere wichtige Ergebnisse vor. Darauf hat Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach am Sonntag hingewiesen. 15.01.2024 Acht Apotheken sollen Corona-Medikament illegal weiterverkauft haben Weil sie das Corona-Medikament Paxlovid illegal ins Ausland verkauft haben sollen, wird gegen mehrere Apothekerinnen und Apotheker in Bayern ermittelt. «Über die Zahl der unterschlagenen Packungen Paxlovid kann derzeit nur spekuliert werden», sagte ein Pressesprecher der Bayerischen Zentralstelle zur Bekämpfung von Betrug und Korruption im Gesundheitswesen (ZKG) in Nürnberg am Montag. «Wir sind erst am 25.10.2023 Bayern: AfD scheitert mit Klage gegen einstige Corona-Regeln im Landtag Der Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU) hatte damals für Mitarbeiter und Abgeordnete Regeln erlassen, wie sie auch im normalen öffentlichen Leben galten, etwa eine Maskenpflicht oder ein Mindestabstandsgebot. Zudem wurde der Zugang für Besucher beschränkt. Dagegen wehrten sich die AfD-Fraktion und ein AfD-Abgeordneter vergeblich: Der Verfassungsgerichtshof wies nach einem Eilantrag 2020 nun auch die gesamte Klage 04.10.2023 Bayern/Regensburg: 5 Millionen Euro für Post-COVID-Forschung Die Pressemitteilung des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege: Holetschek stärkt Forschung zur medizinischen Versorgung von Long- und Post-COVID-Betroffenen – Bayerns Gesundheitsminister übergab Förderbescheide der „Förderinitiative Post-COVID-Syndrom 2.0“ über insgesamt rund fünf Millionen Euro Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek stärkt die Forschung zur medizinischen Versorgung von Long- und Post-COVID-Betroffenen. Der Minister hat am Mittwoch in 02.08.2023 Urteil: Corona-Einreisequarantäne in Bayern war teils unwirksam Die Einreise aus einem Risikogebiet sei grundsätzlich nicht geeignet, den für eine Quarantäne nach dem Infektionsschutzgesetz erforderlichen Ansteckungsverdacht zu begründen, teilte ein Sprecher zu dem Urteil am Mittwoch in München mit. Die für unwirksam erklärte bayerische Verordnung wurde am 5. November 2020 erlassen. Sie sah vor, dass Menschen, die nach Bayern einreisen und sich innerhalb von zehn Tagen 24.07.2023 Bayern: Laut Behörde Schäden nach Corona-Impfung in 105 Fällen anerkannt In Bayern sind bislang mehr als 2250 Anträge auf Anerkennung eines Gesundheitsschadens nach einer Corona-Impfung eingegangen. Über mehr als die Hälfte der Anträge sei inzwischen entschieden, sagte Thomas Kerner vom Zentrum Bayern Familie und Soziales (ZBFS) am Montag in Bayreuth. In 105 Fällen sei ein Schaden anerkannt worden – Betroffene erhalten damit Geld vom Freistaat. Zum Vergleich: Im Zuge der Impfkampagne

 

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21.09.2023 01:05 Min Donaustauf: Landesverband für Post-Covid 19 gegründet Heute ist daran nicht mehr zu denken, aber im September vor zwei Jahren war unser Alltag noch von der 2 und 3G Regel geprägt. Corona liegt für manche weit zurück, für andere ist es noch jeden Tag präsent. Die Rede ist von den Folgen der Erkrankung. In Donaustauf gibt es ja schon eine Bilanz, die 18.09.2023 04:00 Min Corona- und Grippeimpfungen sinnvoll? Experte im Gespräch Auch wenn es immer noch warm ist, der Sommer neigt sich allmählich dem Ende entgegen. Das bedeutet, langsam beginnt die Erkältungs- und Grippezeit. Und leider gibt es ja auch immer noch das Corona-Virus. Wie sinnvoll ist es, sich impfen zu lassen? Darüber hat Martin Lindner mit Richard Leberle gesprochen. Der Mediziner war Leiter des Regensburger 13.09.2023 01:20 Min Regensburg: Corona- und Grippeimpfungen, Ja oder Nein? Mit dem Herbst steht auch die Erkältungs- und Coronazeit bevor. Der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) rät zu Impfungen. Wir wollten wissen, ob sich die RegensburgerInnen schon Gedanken dazu gemacht haben… 13.06.2023 00:36 Min Bayern: Anstieg im bayerischen Gastgewerbe im April Der Umsatz im bayerischen Gastgewerbe ist stärker als noch 2022. Das zeigen aktuelle Zahlen des Bayerischen Landesamtes für Statistik. 28.02.2023 00:24 Min Bayern: Corona-Testzentren schließen Ab Morgen haben die öffentlichen Corona-Testzentren in Bayern geschlossen. 01.02.2023 00:30 Min Bayern: Weitere Maskenpflichten fallen Ein Thema, das in den letzten Jahren für viel Aufregung und Demonstrationen gesorgt hat, war die Corona-Pandemie. Besonders über die Maskenpflicht wurde viel debattiert. Jetzt fallen immer mehr Maßnahmen weg – auch in Bayen.
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