Fr., 15.01.2021 , 13:15 Uhr

15-Kilometer-Regel: Auch SPD-Landtagsabgeordnete klagen

Auch drei SPD-Landtagsabgeordnete, darunter der Fraktionsvorsitzende Horst Arnold, klagen nun gegen die sogenannte 15-Kilometer-Regel. Man wolle die Regelung mit einem sogenannten Normenkontrollantrag beim Bayerischen Verwaltungsgerichtshof überprüfen lassen, teilten Arnold sowie die beiden Abgeordneten Inge Aures und Christian Flisek am Freitag in München mit.

Seit Montag sind Ausflüge nur noch in einem Umkreis von höchstens 15 Kilometern rund um den Wohnort möglich, wenn das Robert Koch-Institut (RKI) in der betreffenden kreisfreien Stadt oder im Landkreis mehr als 200 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen einer Woche meldet. Einige betroffene Landkreise haben zudem ein Ausflugsverbot erlassen, damit dürfen Besucher zu touristischen Zwecken auch nicht mehr in die Region kommen. Als Grund für die Maßnahmen wird die Eindämmung des Coronavirus genannt. Die Regelung ist aber höchst umstritten. Beim Bayerischen Verwaltungsgerichtshof sind bereits mehrere Anträge gegen die 15-Kilometer-Regel anhängig.

Die Landtags-SPD insgesamt meldete nun «massive rechtsstaatliche Bedenken» an. «Das Leben und die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger sind vom Staat zu schützen. Gleichzeitig muss sich jede Maßnahme an den Regeln des Rechtsstaats messen lassen, vor allem, wenn sie einen erheblichen Grundrechtseingriff wie den der Freizügigkeitsbeschränkung darstellt», erklärte Arnold. Keine Anti-Corona-Maßnahme sei reiner Selbstzweck. «Sie muss geeignet sein, die Pandemie einzudämmen, und sie muss im Vergleich zu anderen Möglichkeiten das mildeste Mittel darstellen», betonte Arnold.

Der Prozessvertreter der Abgeordneten, der Regensburger Professor Thorsten Kingreen, sagte zu der Regelung: «Sie unterbindet keine Kontakte, sondern zielt nur darauf ab, wie weit oder wohin man fährt. Das ist aber für das Infektionsgeschehen ohne jeden Belang.»

dpa

 

Die Mitteilung der SPD-Landtagsfraktion

Die SPD-Landtagsfraktion, vertreten durch ihre Abgeordneten Horst Arnold, Inge Aures und Christian Flisek, haben massive rechtsstaatliche Bedenken gegen die 15-Kilometer-Radius-Begrenzung, die die bayerische Staatsregierung vergangene Woche beschlossen hatte und die seit diesem Montag (11. Januar) für Bewohnerinnen und Bewohner von Landkreisen und kreisfreien Städten mit mehr als 200 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner gilt. Deshalb wollen die Abgeordneten diese Regelung nun mit einem sogenannten Normenkontroll-Antrag beim Bayerischen Verwaltungsgerichtshof überprüfen lassen.

Hierzu erklärt der SPD-Fraktionsvorsitzende Horst Arnold: „Das Leben und die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger sind vom Staat zu schützen. Gleichzeitig muss sich jede Maßnahme an den Regeln des Rechtsstaats messen lassen, vor allem, wenn sie einen erheblichen Grundrechtseingriff wie den der Freizügigkeitsbeschränkung darstellt. Denn Grundrechte sind in der Demokratie keine Privilegien, sondern fundamentale Voraussetzungen für das freiheitliche System. Keine Maßnahme ist reiner Selbstzweck. Sie muss geeignet sein, die Pandemie einzudämmen, und sie muss im Vergleich zu anderen Möglichkeiten das mildeste Mittel darstellen. Das gehört zu den Grundlagen unseres Verfassungsrechts und unserer Freiheit.“

Die Antragsteller kritisieren mit ihrem Prozessvertreter die Ungeeignetheit der 15-Kilometer-Regelung. „Sie unterbindet keine Kontakte, sondern zielt nur darauf ab, wie weit oder wohin man fährt. Das ist aber für das Infektionsgeschehen ohne jeden Belang“, erläutert Professor Thorsten Kingreen, Lehrstuhlinhaber für Öffentliches Recht, Sozialrecht und Gesundheitsrecht an der Universität Regensburg. „Sie stellt nicht darauf ab, ob man dabei Menschen trifft und in welcher Gemeinde diese Menschen wohnen. Sie verhindert also nicht, dass Menschen sich im öffentlichen Raum aufhalten.“

Die oberfränkische Abgeordnete Inge Aures stellt fest: "In Oberfranken gilt die 15-Kilometer-Regel derzeit in 10 Städten und Landkreisen, weil der Inzidenzwert überschritten ist. Das bedeutet in unserer zum Teil sehr ländlich geprägten Region starke Einschränkungen auch bei notwendigen Fahrten, etwa zum Arzt oder zum Einkauf. Das Kernproblem dabei ist, dass der Zweck der Fahrt oft nicht richtig kontrolliert werden kann. Bürgerinnen werden dadurch unter Generalverdacht gestellt, selbst wenn sie nur „harmlose“ – also erlaubte – Fahrten zum Arzt oder zum Einkaufen machen. Gerade bei medizinischen Aspekten ist die Abgrenzung nahezu unmöglich: Sportliche Betätigung zum Schutze der Gesundheit wäre demnach erlaubt, sportliche Betätigung im Sinne einer touristischen Aktivität nicht. Das ist unmöglich zu durchblicken und zu kontrollieren! Die 15-Kilometer-Regel bereitet aus meiner Sicht große Schwierigkeiten, bringt wenig Nutzen und führt dazu, dass die Menschen insgesamt weniger bereit sind, die Corona-Regeln zu beachten."

Der Passauer Abgeordnete Christian Flisek führt aus: „Gerade der Fall der Stadt Passau zeigt deutlich, dass diese Regelungen in der Praxis zu absurden Ergebnissen führen. Die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Passau sind derzeit, was Sport und Spaziergänge betrifft, in ihren Stadtgrenzen eingesperrt, da der die Stadt umgebende Grüngürtel in großen Teilen zum Landkreis gehört und der Landkreis Passau von einer Aussperrverfügung ohne Ausnahmen Gebrauch gemacht hat. Das ist einmalig in Bayern und wohl auch in der Bundesrepublik – und allein der unzureichenden Rechtsgrundlage in der bayerischen Infektionsschutzverordnung geschuldet.“

Pressemitteilung BayernSPD Landtagsfraktion

 

Weitere Meldungen zum Thema

13.07.2025 Roding: Unberechtigt auf Dachboden genächtigt In Roding wurde am 13. Juli ein 59-Jähriger auf dem Dachboden eines Mehrfamilienhauses beim unbefugten Nächtigen angetroffen, festgenommen und nach Rücksprache mit der Staatsanwaltschaft wieder entlassen – ihn erwartet nun eine Anzeige wegen Hausfriedensbruchs. 26.01.2025 Regensburg: Tödlicher Verkehrsunfall auf der A3 Auf der A3 bei Regensburg kam es heute in den frühen Morgenstunden zu einem schweren Verkehrsunfall mit einem Toten und mehreren Verletzten. 24.01.2025 Bayern: Laut Gerlach gut für künftige Pandemien gewappnet Fünf Jahre nach der ersten bestätigten Corona-Infektion zieht Bayerns Gesundheitsministerin eine positive Bilanz der daraus gezogenen Konsequenzen - anders als Jens Spahn. 12.12.2024 Regensburg: Einbruch in Juweliergeschäft – Zeugen gesucht In Regensburg wurden bei einem Einbruch in ein Juweliergeschäft über 80 Schmuckstücke gestohlen. Die Kriminalpolizei hat die Ermittlungen aufgenommen und bittet die Bevölkerung um Hinweise. 01.12.2024 Oberhinkofen: Drei Verletzte nach Frontalzusammenstoß Am Samstag, den 30. November 2024, ereignete sich gegen 13:15 Uhr ein schwerer Verkehrsunfall in Oberhinkofen, Gemeinde Obertraubling, bei dem drei Menschen verletzt wurden. Der Unfall geschah auf der Kreisstraße R19 kurz hinter dem Ortsausgang. Unfallhergang Ein 91-jähriger Autofahrer aus dem Landkreis Regensburg war in Richtung Regensburg unterwegs, als er aus bislang ungeklärter Ursache auf 31.10.2024 Bayern: 16.500 Firmen verpassen Frist für Corona-Hilfen-Abrechnung Rund 16.500 bayerische Unternehmen haben trotz einer zusätzlichen einjährigen Frist keine Schlussabrechnung für die Corona-Hilfen des Bundes eingereicht. Dies gab die Industrie- und Handelskammer (IHK) München und Oberbayern bekannt. Betroffene Unternehmen sind nun verpflichtet, den gesamten Corona-Zuschuss plus Zinsen zurückzuzahlen. Firmen, die jedoch eine Fristverlängerung beantragt haben, können ihre Abrechnung im Rahmen eines Anhörungsverfahrens bis

Das könnte Dich auch interessieren

24.01.2025 Bayern: Laut Gerlach gut für künftige Pandemien gewappnet Fünf Jahre nach der ersten bestätigten Corona-Infektion zieht Bayerns Gesundheitsministerin eine positive Bilanz der daraus gezogenen Konsequenzen - anders als Jens Spahn. 02.12.2025 Bayern: Schülerstreiks gegen neues Wehrdienstgesetz Im Rahmen eines bundesweiten Schulstreiks wollen Jugendliche am Freitag in zahlreichen Städten im Freistaat – darunter München, Nürnberg, Augsburg, Landshut, Rosenheim, Eichstätt und Kempten – gegen eine mögliche Rückkehr der Wehrpflicht demonstrieren. Auf der zentralen Aktionsseite schulstreikgegenwehrpflicht.com heißt es: „Wir wollen nicht ein halbes Jahr unseres Lebens in Kasernen eingesperrt sein, zu Drill und Gehorsam 19.11.2025 Bayern: Deutlich weniger Asylanträge in 2025 Wie das Innenministerium auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mitteilte, lag der Rückgang bei 58 Prozent. 2024 hatten noch etwa 27.600 Personen einen Antrag gestellt. Weniger Bewohner in Asylunterkünften Mitte November lebten laut Ministerium noch etwa 126.000 Menschen in den bayerischen Asylunterkünften – rund 12.000 weniger als zu Jahresbeginn. Auch beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge 12.11.2025 Bayern: Über 48.000 Cybercrime-Anzeigen registriert Bayern sieht sich weiter einer massiven Gefahr durch Cyberangriffe ausgesetzt. Laut dem Bericht zur Cybersicherheit in Bayern 2025, der in München vorgestellt wurde, wurden im letzten Jahr mehr als 48.000 Fälle von Cybercrime angezeigt. Innenminister Joachim Herrmann (CSU) betonte: „Nach der polizeilichen Kriminalstatistik wurden in Bayern im zurückliegenden Berichtszeitraum über 48.000 Fälle von Cybercrime zur