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Landkreis Kelheim: "Liebesbetrug" - Vorsicht vor virtuellen Bekanntschaften

Ein kurzer Chat oder eine nette Mail von einem Unbekannten – der sog. „Liebesbetrug“, auch Love- oder Romance-Scamming genannt, fängt harmlos an. In der Regel suchen die Betrüger auf Online-Plattformen/-Partnerbörsen oder in sozialen Netzwerken nach ihren potenziellen Opfern. Um sich interessant zu machen, legen sich die sog. Romance-Scammer nicht selten ungewöhnliche, interessant klingende Lebensgeschichten zu und hinterlassen auf den ersten Blick immer einen seriösen Eindruck.

Doch VORSICHT! Aufgrund eines aktuellen Falles des sog. „Liebesbetruges“ warnt das Polizeipräsidium Niederbayern vor dieser dreisten Betrugsmasche. Ist ein Kontakt erst einmal hergestellt, werden die Opfer mit Liebesbekundungen und Aufmerksamkeit überhäuft – und zwar einzig mit dem Ziel, ihnen das Geld aus der Tasche zu ziehen.

Eine 50-jährige Frau aus dem Landkreis Kelheim zeigte den Betrug vergangenen Freitag bei der Polizei in Kelheim an. Demnach habe bereits Mitte 2022 ein Mann über eine Jobbörse Kontakt mit der Frau aufgenommen. Nachdem sich der Unbekannte zunächst das Vertrauen der Frau erschlichen hatte, forderte der Betrüger, wie in solchen Betrugsfällen üblich, von der Frau schließlich Geld. Der angebliche Ingenieur würde für die Errichtung einer Ölplattform finanzielle Unterstützung für Maschinen benötigen. In der Annahme, ihre neuen „Beziehung“ unterstützen zu können, bezahlte die Frau durch Überweisungen, Kryptolinks und sog. Steamkarten mehrere zehntausend Euro.

 

Wie gehen die Scammer vor?

Sowohl Scam-Männer als auch Scam-Frauen schaffen es, sich im täglichen Leben ihrer Opfer unverzichtbar zu machen – und zwar ohne ein einziges Treffen. Auf eine romantische Mail am Morgen folgt ein kurzes Telefonat am Mittag, nach Feierabend wird gechattet oder stundenlang telefoniert. Bei den Gesprächen geht es zu Beginn keineswegs um Geld, sondern um den Beruf, die Familie sowie um Liebe und eine gemeinsame Zukunft. Oft werden Geschichten über verstorbene Ehepartner und Kinder aufgetischt.

 

Romance- oder Love-Scammer erkennen

  • An der Kontaktaufnahme: Über Netzwerke oder Dating-Seiten kommen Scammer an Mailadressen. Eine knappe Mail in englischer Sprache mit einer Einladung zum Chat dient als Lockmittel. Da die Betrüger oft mit deutschen Mailadressen arbeiten, ist selten ersichtlich, dass sich hinter den netten Zeilen ein Scammer verbirgt. Finger weg von Chatnamen mit ungewöhnlichen Zeichen (z.B. Prozentzeichen) – diese schicken mit ihren Nachrichten Software mit, die dem Computer schaden kann.
  • An der Sprache: Die Betrüger kommunizieren meistens in gutem Englisch. Insider gehen davon aus, dass rund 95 Prozent der englisch sprechenden Kontakte auf deutschen Dating-Seiten Romance- oder Love-Scammer sind. Allerdings gibt es auch viele, die perfekt Deutsch sprechen.
  • An den Bildern: Scamm-Frauen locken ihre Opfer bevorzugt mit schönen Fotos, auf denen sie oft leicht bekleidet zu sehen sind, während Scamm-Männer häufig Fotos von uniformierten Männern nutzen.
  •  Am Inhalt der Mails: Scammer überhäufen ihre Opfer schon nach dem ersten Kontakt mit ellenlangen Briefen voller schwülstiger Liebesschwüre. An den überbordenden Liebeserklärungen und Liebesbekundungen sind sie leicht zu erkennen. Aber es geht auch anders: Seriös wirkende Mails sollen das Interesse wecken. Oft wollen die Scammer alles über ihr Opfer wissen: Hobbys, ehemalige Partner, Kinder, Freunde, auch der Glaube an Gott spielt immer eine Rolle. Wichtig: Die Scammer bezeichnen ihre neuen Partner schon bald als „Ehemann“ oder „Ehefrau“ und schmieden Heiratspläne. Deswegen scheint die Bitte um ein Visum oder ein gemeinsames Konto gerechtfertigt.
  • An Bitten um Geld / Visum / Päckchen- oder Briefversand / gemeinsames Konto: Es gibt viele Gründe, das Opfer um Geld zu bitten. Weigert es sich, Geld zu schicken, finden Betrüger andere Wege. Gefälschte Schecks, die in Deutschland eingezahlt werden sollen, gehören dazu. Momentan sehr stark ausgeprägt ist der Wunsch nach einer Einladung nach Deutschland. Hier wollen die Betrüger nicht nur auf Kosten ihrer Opfer leben, sondern auch weiterhin im Auftrag der Nigeria Connection tätig sein. Die Betrüger schaffen es auch, geschickt die Opfer für ihre Zwecke zu missbrauchen, beispielsweise sollen diese Briefe oder Päckchen an dritte Personen verschicken. Scam-Frauen erbetteln sich häufig Einladungen nach Deutschland. Oft geben die Betrüger vor, ein gemeinsames Konto mit dem Opfer eröffnen zu wollen und bitten um Kopien von AusweisenDie Daten werden für Fälschungen von Pässen genutzt.

 

So überprüfen Sie Ihre Online-Bekanntschaft

  • Geben Sie den Namen Ihres / Ihrer Internetbekanntschaft mit dem Zusatz „Scammer“ beispielsweise bei Google ein. Die Suchmaschine kann in vielen Fällen einen Verdacht bestätigen. Falls Sie ein Bild mitgeschickt bekommen haben, können Sie mithilfe der umgekehrten Bildersuche zusätzliche Informationen zu dem Bild erhalten.
  • Es ist außerdem sinnvoll, dass Sie für Online-Kontaktbörsen oder für den digitalen Schriftverkehr mit einem Unbekannten eine alternative E-Mail-Adresse benutzen. So können Sie verhindern, dass Sie im Fall eines Betrugs Ihren Hauptmailaccount löschen müssen.

 

Niemals Geld an Unbekannte

Grundsätzlich sollte man Menschen, die man nie persönlich kennengelernt oder gesehen hat, kein Geld überweisen oder auf sonstige Forderungen eingehen. Gerade im Internet tummeln sich viele Betrüger, die an der Gutgläubigkeit ihrer Mitmenschen viel Geld verdienen wollen. Seien Sie also immer misstrauisch bei unglaublichen Angeboten, ob bei der Wohnungs- oder der Partnersuche.

 

PP Niederbayern / MB

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