
Halbe Klassen, großzügige Versetzung: So starten Bayerns Schulen
Mehr als vier Wochen nach der Schließung von Bayerns Schulen wegen der Corona-Pandemie soll es für einen kleinen Teil der Schüler am 27. April wieder losgehen: Unter Auflagen werden dann zunächst die Abschlussklassen in die weiterführenden und in die beruflichen Schulen zurückkehren.
Nach Angaben von Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) sind dies rund 14 Prozent der Schüler im Land - also etwa 224 000 der insgesamt 1,6 Millionen. Für alle anderen heißt es warten.
Die Pressekonferenz in München (Facebook-Video)
Frühestens am 11. Mai sollen weitere Schüler folgen. Doch wie wird der Schulstart in der Krise konkret ablaufen?
Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.
WIE SOLL EINE ANSTECKUNG IN DEN SCHULEN VERHINDERT WERDEN?
Der Unterricht soll in maximal halber Klassenstärke mit 10 bis 15 Schülern erfolgen. «So werden wir in den Klassenzimmern einen Abstand von mindestens 1,5 Metern zwischen den Schülern gewährleisten», sagte Piazolo. Pausen wie vor der Krise wird es vorerst wohl keine geben, auch hier sei es wichtig, dass die Schüler Abstand wahren. «15 Leute sechs Stunden in einem Raum zu lassen, ist aber auch nicht optimal.»
«Wir werden vom Ministerium nicht alles vorgeben», betont Piazolo. Im Klassenzimmer könne es beispielsweise spezielle Sitzordnungen geben, um die Schüler zu schützen, auch ein zeitlich versetzter Schulbeginn sei möglich. Ein Mensabetrieb oder Pausenverkauf werde es nicht geben. Die konkrete Umsetzung müssten die Schulen regeln, da dies von den Schularten und den dortigen Räumlichkeiten abhänge.
WERDEN ALLE FÄCHER UNTERRICHTET?
Der Fokus liegt klar auf den Kern- und Prüfungsfächern, alles andere soll nach Möglichkeit unterrichtet werden. Für Piazolo ist klar: «Klassischen Sportunterricht wird es erstmal nicht mehr geben. Dort ist die Ansteckungsgefahr zu hoch.» Für Schüler, die etwa Sport im Abitur haben, gebe es zunächst nur Theorieunterricht. Wie dies dann bei der Abiturprüfung sei, werde derzeit geprüft.
WIE KANN EIN SICHERER SCHULWEG ORGANISIERT WERDEN?
Derzeit werde überlegt, wie gerade im ländlichen Raum der Transport in Schulbussen mit den nötigen Sicherheitsabständen machbar sei, sagte Piazolo. In den Städten sei dies wegen des dichteren Netzes beim Öffentlichen Personennahverkehr auch nicht einfach zu organisieren, auch hier müsse der Schulweg aber entzerrt werden: «Wir wollen nicht um 08.00 Uhr volle S-Bahnen und um 10.00 Uhr leere Züge.» Eine Möglichkeit sei es, mehr Busse einzusetzen. In Bussen und Bahnen sei dann das Tragen von Mundschutzen wichtig und geboten.
KÖNNEN SCHÜLER IN DIESEM JAHR NOCH SITZENBLEIBEN?
Gänzlich ausgeschlossen ist das natürlich nicht. Piazolo kündigte aber an, dass hier ein Vorrücken auf Probe möglich sein wird. Immerhin sei ja den Schülern, die vor der Krise noch Verbesserungsbedarf hatten, wichtige Zeit verloren gegangen. «Wir werden großzügig sein, aber auch das Vorrücken auf Probe ist kein Persilschein für das gesamte nächste Schuljahr.» Ohnehin sei es ja auch im Sinne der Schüler, nur dann in die nächste Klasse zu gehen, wenn sie dort nicht überfordert seien.
WAS PASSIERT MIT SCHÜLERN, ELTERN UND LEHRERN, DIE DURCH VORERKRANKUNGEN ZU DEN SOGENANNTEN CORONA-RISIKOGRUPPEN GEHÖREN?
Bis Ende April soll die Kultusministerkonferenz abstimmen, was genau Risikogruppen sind. Es sei klar, dass hier besondere Rücksicht genommen werden müsse, sagte Piazolo. «Ich bin da grundsätzlich auf der vorsichtigen Seite», auch wenn etwa die Eltern eines Schülers sonst unnötigen Risiken ausgesetzt würden. Hier müsse genau geprüft werden, wie und wann kann die Prüfung geleistet werden.
WAS PASSIERT, WENN ES AN EINER SCHULE CORONA-INFEKTIONEN GIBT?
Laut Piazolo gilt wie bisher auch dann der Rat des jeweiligen Gesundheitsamtes. Demnach könnte also eine Schulen wieder geschlossen werden, wenn in einer Klasse ein Fall auftritt.
WAS SAGEN DIE SCHULVERBÄNDE?
Die Reaktionen auf den Zeiplan sind positiv. «Es ist wichtig und richtig, die Schulen für die Abiturienten am 27. April wieder zu öffnen», heißt es vom Philologenverband, gleiches sagen die Realschullehrer. Bei der Umsetzung sei es aber wichtig, Schüler wie Lehrer bestmöglich vor Ansteckungen zu schützen.
dpa
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