Aktion "Schluss mit Mauern"

Cham: Symbolischer Mauerbau vor der Molkerei Goldsteig

Wir sind vor Ort. Mehr dazu sehen Sie heute Abend ab 18 Uhr im TVA Journal.

Laut ersten Informationen der Polizei nehmen gut 300 Personen mit 60 Traktoren an der Aktion teil.

 

Warum sind die Milchbäuerinnen und Milchbauern unterwegs?

Für die Milchbauern sei die aktuelle wirtschaftliche Situation untragbar. Zu einer ohnehin bestehenden massiven Kostenunterdeckung (30%) kämen aktuell explodierende Kostensteigerungen in fast allen Bereichen der Milchproduktion hinzu. Die Milcherzeugerpreise hingegen wären dauerhaft niedrig und hätten sich nicht in ausreichendem Maße der Marktentwicklung und der Durchsetzung deutlich höherer Preise angepasst, heißt es in einer Pressemitteilung des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter e.V.

Zudem würden "im Elitempo" höhere Anforderungen und weitere immense Kostensteigerungen auf die Milchviehbetriebe zukommen.

Um weiterhin überleben zu können, brauchen die Milchbauern deutlich höhere Erlöse über den Markt. Öffentliche Gelder oder Verbraucheraufschläge seien nicht ausreichend. Die Bauern sind sich sicher, dass es ohne eine Verbesserung der Marktstellung der Landwirtschaft und damit ihrer Marktsituation auf Dauer nicht weitergehen werde. Die Molkereien würden dagegen aber geschlossen "mauern".

Bereits im Herbst 2020 waren die Bäuerinnen und Bauern unter dem Motto „Schluss mit lustig“ bei fast allen Molkereien und anderen Verarbeitern in Deutschland, und forderten nicht nur die kurzfristige Durchsetzung höherer Preise in den Kontraktabschlüssen mit dem Handel, sondern auch die Unterstützung von Instrumenten und Maßnahmen zur Verbesserung der Marktstellung der Erzeuger. Laut dem Bundesverband Deutscher Milchviehhalter wollten und wollen die Molkereien aber nichts davon umsetzen. Auch in Gesprächen würden sie gegen jeden Vorschlag zur Verbesserung der Situation der Milchviehbetriebe mauern.

Im Rahmen der Aktion „Schluss mit Mauern“ haben die Milchviehhalter bereits die Molkereien Hochland, DMK und Weihenstephan/Müllermilch besucht. Heute war die Molkerei Goldsteig in Cham dran!

 

Warum bei Goldsteig?

Laut den Milchbauern betonen die Molkeristen immer wieder, dass sie die wirtschaftlich schlechte Lage der Bäuerinnen und Bauern zwar bedauern würden, sich die Molkeristen aber als Verarbeiter ebenfalls dem Wettbewerb stellen müssten. Statt positive Veränderungen aktiv anzustoßen, werde umfangreich begründet, was nicht umsetzbar sei und dass alles so bleiben müsse wie es ist.
Gerade weil die Molkereien untereinander in Wettbewerb stehen, brauche es politische Veränderungen, die die nötigen gleichen Rahmenbedingungen schaffen und die Position der Milchviehhalter insgesamt stärken, so die Milchbauern. Aber auch dagegen würden die Molkereien massiv mauern.
Auch bei Goldsteig unterbleibe – wie bei so gut wie allen anderen Verarbeitern – eine zumindest politische Unterstützung der Forderungen der Milchviehbetriebe für eine bessere Marktstellung. Mit diesem Verhalten und der fast wörtlichen Übernahme der ablehnenden Argumentation des Milchindustrieverbandes MIV in ihrer Antwort auf die Forderungen des Milchdialogs im Herbst 2020 bekunde die Molkerei Goldsteig ihre Solidarität mit der Lobbyarbeit des MIV und nicht mit den Bauern und reiht sich damit nahtlos in die „Maurerriege“ der Molkereiwirtschaft ein, heißt es in der Pressemitteilung weiter.

 

Die Milchviehhalterinnen und Milchviehhalter fordern mit ihrer Aktion die Molkereien in Deutschland auf, dieses Mauern der kompletten Verarbeitungsbranche einzustellen und den Milchviehhalterinnen und Milchviehhaltern eine bessere Marktposition und damit bessere Marktpreise zu ermöglichen. Die Aktion sei auch als Hinweis an die Politik zu verstehen, welcher Teil der Branche wirklich jede Verbesserung der Situation der Milchviehbetriebe blockiere. Der politische Glaube daran, dass die Probleme der Milchviehhalter nur branchenintern gelöst werden könnten, gehe weit an der Realität vorbei, so die Milchbauern.

 

Bei der heutigen Aktion wurde eine symbolische Mauer vor der Molkerei Goldsteig gebaut und dann von den Bauern wieder eingerissen. Damit wollen sie auch das "Mauern" gegen die Zukunft der Landwirtschaft unterbrechen.

 

Bundesverband Deutscher Milchviehhalter e.V. / MB

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