
Bayern: Impfangebot für Schüler bis zum Ende der Sommerferien - Impfaktion am Gymnasium geplatzt
Auch Schülerinnen und Schüler sollen noch dieses Jahr gegen das Coronavirus geimpft werden können. Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek kündigt Impfangebote bis Ende der Sommerferien an. Ein Gymnasium startet schon jetzt und wollte am Freitag Schülerinnen und Schüler impfen. Das hat für heftige Debatten gesorgt – die Aktion wurde jetzt abgesagt.
Update (19.05.)
Die Impfaktion in Planegg ist geplatzt. Denn der Impfstoff ist nach wie vor rar und viele Kranke oder Ältere warten auf die dringend benötigte Dosis. Deshalb gab es erregte Debatten über die Impfung am Gymnasium. Aufgrund der öffentlichen Diskussion habe die Gemeinschaftspraxis ihr Angebot zur Impfung der Jugendlichen zurückgezogen, teilte das Gymnasium im Landkreis München am Dienstagabend mit.
«Wir bedauern das, können aber die Entscheidung nachvollziehen», sagte Schulleiter Matthias Spohrer. Deutliche Kritik war zuvor von dem Münchner Landrat Christoph Göbel (CSU) gekommen. Er hatte im Umgang mit Impfungen mehr Verantwortungsbewusstsein und Sensibilität gefordert. Auch wenn die Rechtslage ein Schlupfloch biete und für die Aktion kein Impfstoff aus dem Kontingent des Landkreises München zum Einsatz komme, sollten Mediziner den Impfstoff für diejenigen bereithalten, die ihn am nötigsten brauchen.
Göbel sagte, er könne den Wunsch von Eltern und Schülern nachvollziehen, schnell zu einem halbwegs normalen Schul- und Alltagsleben zurückzukehren. «Ich kann jedoch niemandem vermitteln, dass gesunde Jugendliche geimpft werden, wenn ich noch eine Vielzahl vulnerabler Personen auf der Warteliste habe.» Das Landratsamt erhalte viele Bürgereingaben.
Dabei hatte sogar Ministerpräsident Markus Söder (CSU) kürzlich vorgeschlagen, auch Jugendliche ab 16 Jahren vermehrt zu impfen, da gerade bei ihnen die Inzidenz am höchsten sei. In Bayern ist der Weg dafür frei: Von diesem Donnerstag an dürfen Hausärzte Patienten unabhängig von der Impfreihenfolge mit sämtlichen Corona-Impfstoffen impfen dürfen. Auch Jugendliche ab 16 können sich dann von einem Hausarzt impfen lassen, allerdings momentan nur mit dem Impfstoff der Firma Biontech. Bei Kindern ab 12 Jahren sei mit einer Zulassung für das Vakzin von Biontech im Laufe des Juni zu rechnen, sagte ein Sprecher des Bayerischen Gesundheitsministeriums. «Wir bereiten uns intensiv darauf vor, hierfür ein Konzept zu erarbeiten.»
Auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte am Dienstag bekräftigt, dass den 12- bis 18-Jährigen bis zum Ende der Sommerferien in Deutschland ein Impfangebot gemacht werden soll.
Erstmeldung
An einem Gymnasium im Münchner Vorort Planegg können sich Schülerinnen und Schüler ab 16 Jahren am Freitag gegen das Coronavirus impfen lassen. Eine niedergelassene Praxis habe dies der Schule kurzfristig angeboten, sagte der Schulleiter Matthias Spohrer am Montag in Planegg. Die Biontech-Impfdosen seien den Ärzten regulär zugeteilt worden. Alle priorisierten Patienten der Praxis seien bereits geimpft.
«So entstand in Absprache mit dem Landratsamt München und nach Wegfall der Priorisierung in Bayern der Vorschlag, die Jugendlichen ab 16 in unserer Schule zu impfen», sagte Spohrer. Zuvor hatte die «Süddeutsche Zeitung» darüber berichtet. Bayerns Hausärzte dürfen Patienten ab diesem Donnerstag (20. Mai) unabhängig von der Impfreihenfolge mit sämtlichen Corona-Impfstoffen impfen.
Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) kündigte unterdessen in der «Augsburger Allgemeinen» (Dienstag) Vorbereitungen an, um bis zum Ende der Sommerferien allen Schülern sogar ab zwölf Jahren eine Corona-Impfung anzubieten und den Präsenzunterricht im kommenden Schuljahr zu sichern. In Bayern gibt es rund 835.000 Schüler zwischen 12 und 18 Jahren.
«Sofern der Impfstoff zugelassen wird, gehe ich davon aus, dass jede Schülerin und sogar jeder Schüler ab zwölf Jahren bis zum Ende der Sommerferien ein Impfangebot bekommt», sagte der Minister der Zeitung. Die Impfung der Schüler würde Schulen mehr Optionen eröffnen; es wäre auch wieder mehr Präsenzunterricht möglich.
Auch der Planegger Schulleiter Spohrer hält die Immunisierung der Jugendlichen für sinnvoll. Die Sieben-Tage-Inzidenz bei dieser Altersgruppe liege um ein Vielfaches höher als bei Älteren. Außerdem schützten geimpfte Jugendliche ihre Kontaktpersonen in der Schule und in der Familie. Aus diesem Grund habe sich die Schulleitung entschieden, das Angebot anzunehmen und die Umsetzung vor Ort zu organisieren. Man habe das Angebot an die Familien weitergeleitet und darauf aufmerksam gemacht, dass es «absolut freiwillig» sei.
Holetschek sagte in der «Augsburger Allgemeinen» weiter, derzeit werde ein Konzept erarbeitet, wie die Impfungen für Schüler logistisch organisiert werden könnten. «Wir wollen die Impfzentren einbinden und prüfen, ob auch an den Schulen selbst geimpft werden kann.» Auch die Haus-, Kinder- und Jugendärzte sollten eingebunden sein.
Der Gesundheitsminister forderte vom Bund zusätzliche Impfdosen über die jetzigen Kontingente, die bei Biontech derzeit ab 16 Jahren zugelassen sind. «Der Impfstoff für Schüler muss komplett vom Bund zur Verfügung gestellt werden – so ist es vereinbart», sagte Holetschek. Aber: «Es ist wichtig, dass er nicht anderswo fehlt.»
Die Staatsregierung hatte vergangenen Mittwoch angekündigt, die Priorisierung bei den Hausärzten für Corona-Impfungen im Laufe dieser Woche aufzuheben.
dpa/MB